Im September 2022 wurde bei der jährlichen Mitgliederversammlung unseres Fördervereins die Idee geäußert, dass unser Verein die Ausrichtung der Internatioanlen Einbaumregatta im Jahr 2023 erstmals in Deutschland ausrichten könnte. Gerne hätten wir das Projekt bei uns in Konstanz-Litzelstetten umgesetzt, aber als kleiner Verein ohne Wassersport-Expertise und in der kurzen Zeit bis in den Juni 2023 erschien uns das Projekt nur mit starken Partnern an unserer Seite machbar.
Leider konnten wir in Litzelstetten keine Partner finden, die uns aktiv unterstützt hätten. Umso erfreulicher war die Zusage der Marketing & Tourismus Konstanz GmbH und des Internationalen Bodenseewoche e.V., mit uns gemeinsam die Internationale Einbaumregatta im Rahmen der Internationalen Bodenseewoche vom 01. bis 04. Juni 2023 zu realisieren.
Die ICG International Coordination Group UNESCO Palafittes und das Pfahlbauten-Informationszentrum des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart übernahmen eine Art Schirmherrschaft mit ausgesprochen tatkräftiger Mitwirkung.
Konzeptpräsentation des "UNESCO-Welterbetags 2023 mit Internationaler Einbaumregatta"
Wie unseren Freunden aus Wangen (Höri) versprochen, haben wir die beiden Einbäume, die wir uns von dort ausgeliehen hatten, wieder in den Hafen von Öhningen-Wangen zurückbringen lassen. Wir waren für die Unterstützung mit den zwei fertigen Einbäume sehr dankbar. Herzlichen Dank auch den Ehrenamtlichen der Feuerwehr Radolfzell, die die Einbäume aus dem Gondelehafen in Konstanz wieder auf die Höri zurückbrachten. In Wangen werden die Einbäume zusammen mit zwei weiteren Exemplaren jetzt im Ort mit Hinweis auf die Pfahlbauzeit ausgestellt.
Unser neu hergestellter Einbaum wurde vom Fuhrbetrieb Niebling abgeholt und auf dem Landweg nach Litzelstetten gebracht, wo wir ein Zwischenlager eingerichtet haben, das man jederzeit besuchen kann. Ein Ideenwettbewerb soll jetzt alle Mitbürger und Interessierte motivieren, Vorschläge für die weitere Verwendung des Einbaums zu machen.
Alle Regatta-Teilnehmer, aber auch alle anderen Akteure, Helfer und Unterstützer waren am Samstagabend zum Abschlussabend im Gewölbekeller des Seemuseums Kreuzlingen eingeladen.
Bei immer noch angenehmen Frühsommerwetter konnte kurz nach 20 Uhr die Siegerehrung der "Internationalen Teams" auf der Wiese vor dem Seemuseum stattfinden.
Nach einem Grußwort vom Leiter des Seemuseums, Christian Hunziker, wurden die Siegerpreise überreicht von Simone Benguerel, Leiterin Archäologie im Amt für Archäologie des Kantons Thurgau, und Barbara Fath, Leiterin des Sekretariats der International & Swiss Coordination Group UNESCO Palafittes.
Danach wurde das große Buffet mit Getränken und besonders ausgewählten Leckereien eröffnet.
Für eine professionelle und mitreißende Unterhaltung sorgten die "Shanty Peter" mit vielseitigen Auftritten a capella oder ihren Instrumenten und Gesang mit klassischen und moderneren Seemanns-Liedern.
Ein grenzüberschreitender Programmpunkt war die Vermittlung des UNESCO-Welterbes, der Pfahlbauzeit und der Schifffahrtsgeschichte von der Steinzeit bis in die Neuzeit.
Ein geführter Spaziergang unter dem Motto "Vom Einbaum zum Surfbrett" startete im Konstanzer Stadtgarten mit dem Forschungstaucher Dr.
Joachim Köninger mit Informationen zu den Pfahlbau-Fundstätten in der Konstanzer Bucht: der Welterbefundstätte Konstanz-Hinterhausen und den weiteren Pfahlbausiedlungsresten Konstanz-Frauenpfahl, Konstanz-Dominikanerinsel, Konstanz-Hafen und Konstanz-Rauenegg.
An der Kunstgrenze, die die Ländergrenze zwischen Deutschland und der Schweiz, zwischen Konstanz und Kreuzlingen markiert, führte
Julian Fitze vom Seemuseum Kreuzlingen unter dem Motto "Schifffahrtsgeschichte am Bodensee" bis ins Seemuseum
Kreuzlingen weiter, wo ein kostenloser Rundgang im Museum möglich war.
Bei schönstem Wetter und bester Stimmung traten insgesamt 14 Teams zu den Wettfahrten mit den Einbäumen an. Acht regionale Teams aus Baden-Württemberg hatten sich gemeldet und sechs internationale Teams aus Frankreich, Österreich, Slowenien, der Schweiz und Deutschland.
Es standen zwei Einbäume zur Verfügung und jeweils zwei Teams durften gegeneinander antreten. Danach wurde der Einbaum unter den Teams gewechselt und ein weiterer Lauf gestartet. Die Zeiten der beiden Läufe wurden addiert und für die Siegerermittlung gewertert.
Unser Experte vom Kanu-Club Konstanz Helmut Sorgius übernahm die Einweisung und Beratung jedes einzelnen Teams, unser Vereinsmitglied Gunther Vellar übernahm die Startsignale, die Mitarbeiter unseres Litzelstetter Bauhofs Michael Rößler und Marc Weckenmann waren die Zeitnehmer, Alfred Frei von der Adiwa Nautic Wassersportschule Bottighofen / Kreuzlingen war Regattaleiter und übernahm mit seinem Team das Sicherungsboot und das Bojen-Setzen nach jedem Auslaufen des Fahrgastschiffes Möwe und Moderator Andreas Schuler sorgte für unterhaltsame Erklärungen und Kommentare des Wettkampfablaufs.
Fernsehbeitrag des SWR Fernsehens
Als Begleitprogramm und parallel zur Einbaumregatta konnten wir der Öffentlichkeit den Welterbemarkt im Stadtgarten Konstanz anbieten. Direkt neben der Strecke für die Wettfahrten der Regattastrecke hatte das Pfahlbauten-Informationszentrum des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart die Experten zum Pfahlbau-Welterbe für Ausstellungen, Informationsstände und Vorführungen gewinnen können.
Mitarbeiter der Archäotechnik Frank Trommer führten Prähistorisches Bronzegießen vor und die Experten der Feuchtbodenarchäologie, der Archäogeologie, der Archäozoologie und der Dendrologie informierten mit höchst interessanten Fundstücken und Befunden über ihre Arbeit.
Mit einem Informationsstand der ICG International Coordination Group UNESCO Palafittes, des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und des Fördervereins Pfahlbau- Welterbestätte Litzelstetten-Krähenhorn wurde ein breit gefächertes Vermittlungsangebot zum UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" geboten.
Der "UNESCO-Welterbetag 2023 mit Internationaler Einbaumregatta" liegt mitten in den Pfingstferien und in einer Hauptreisezeit am Bodensee, in der die Unterkünfte in Konstanz ausgebucht sind. Um unseren internationalen Regattateilnehmern aus Frankreich, Österreich, der Schweiz und Slowenien eine preiswerte und optimal gelegene Übernachtungsmöglichkeit zu bieten, konnten wir den ESV Eisenbahner Sportverein Konstanz gewinnen, uns die Sporthalle an der Hafenstraße zur Verfügung zu stellen.
Das zugehörige Keglerstüble diente auch als Check-In für die anreisenen Regattateams am Freitag und als Frühstücksraum am Samstag und am Sonntag.
Durch die direkte Nähe zur Regattastrecke waren die ESV-Räumlichkeiten auch optimal zum Umkleiden für die Teams, um sich für den Einsatz auf dem Wasser einzukleiden bzw. um danach wieder trockene Kleider anziehen zu können.
Am frühen Vormittag des Freitags vor der Einbaum-Regatta wurde unser neuen Einbaum vom ALM Archäologisches Landesmuseum Konstanz in den Gondelehafen Konstanz vor dem Konzilsgebäude gebracht und erstmals in Wasser gelassen: ... er schwimmt!
Gefühlvoll entlud Manuel Niebling vom Holzhandel und Fuhrbetrieb Niebling den Einbaum und setzte ihn im Wasser ab. Dort nahm ihn Helmut Sorgius vom Kanu-Club Konstanz in Empfang und steuerte ihn zum Liegeplatz an der Hafenmauer unterhalb des Zeppelindenkmals.
In gutem Einverständnis mit Familie Fluck von der Bootsvermietung im Gondelehafen konnten die insgesamt drei Einbäume dann dort auf ihren Einsatz am darauf folgenen Samstag mit den Wettfahrten der Internationalen Einbaumregatta warten.
Mit Unterstützung des Pfahlbauten-Informationszentrums des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart konnte der Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher Dr. Martin Mainberger mit seiner Fa. UWARC für einen Abend zum Thema "Einbäume am Bodensee und in Oberschwaben" im Rosgartenmuseum Konstanz gewonnen werden.
Einige Einbäume wurden am Bodensee und in den Seen, Feuchtböden
und Mooren in Oberschwaben gefunden. Der letzte spektakuläre Fund wurde erst
jüngst im Bodensee am Übergang vom Seerhein in den Untersee geborgen. An fast allen Bergungen war der Taucharchäologe Dr. Martin
Mainberger selbst beteiligt.
Anschließend an die Ausführungen von Dr. Mainberger konnten sich die Besucher im Museumscafé und im Garten des Museums bei Getränken und Kleinigkeiten zum Essen bedienen und mit dem Referenten und anderen Besuchern ins Gespräch kommen.
Nachdem das Team der Ausbilder und Azubis vom ForstBW ganze Vorarbeit geleistet hatten, wurde der vorbereitete Einbaum vom Wald in Konstanz-Dettingen in den Innenhof des Archäologischen Landesmuseums Konstanz transportiert.
Dort übernahmen Frank Trommer und sein Team der Archäotechnik Trommer die letzten Feinarbeiten. Nur mit historisch nachempfundenen Werkzeugen und entsprechendem Handwerk wurde der Einbaum endgültig fertiggestellt. An jedem der beiden Tage waren auch drei Auszubildende vom ForstBW wieder mit dabei.
Die Öffentlichkeit und die Museumsbesucher waren herzlich eingeladen, sich über die Einbäume und die Pfahbauzeit zu informieren. Eine Gruppe aus der Schweiz kam eigens vorbei, um sich Tipps für die Herstellung eines eigenen Einbaums zu holen. Ein Pressetermin mit den örtlichen Medien rundete die Aktion ab.
Jede Veranstaltung auf dem zum Kreis Konstanz gehörenden Teil des Bodensee muss von den Ämtern des Landratsamts Konstanz genehmigt werden. Dazu gehört u.a. eine Durchführungsbeschreibung und ein Sicherheitskonzept.
Als Förderverein für das Pfahlbau-Welterbe haben wir von wassersportlichen Veranstaltungen sehr wenig Ahnung und uns deshalb die Internationale Bodenseewoche, die Adiwa Nautic Wassersportschule Bottighofen / Kreuzlingen und den Kanu-Club Konstanz als Partner zur Seite geholt, um alles in die Hand zu nehmen, was auf dem Wasser stattfinden sollte.
Nach der gemeinsamen Entscheidung für den Ort und den Kurs der Strecke für die Einbaumregatta wurde vor Ort die Strecke mit allen Beteilgten auf Machbarkeit geprüft inkl. der Durchführung einiger Sicherheitsübungen.
Bereits im Jahr 2020 sollte die Internationale Einbaumregatta in Wangen am Bodensee (Höri) ausgetragen werden, aber die COVID-Pandemie machte die Umsetzung unmöglich.
Seit dieser Zeit lagerten vier Einbäume, die man damals schon für die Regatta vorbereitet hatte, wohlkonserviert im Wasser des Hafens von Öhningen-Wangen. Freundlicherweise hatte sowohl der Bürgermeister von Öhningen als auch die vor Ort involvierte Ortschaftsrätin von Wangen und der Hafenmeister von Wangen zugestimmt, dass wir zwei der vier Einbäume für unsere Einbaum-Regatta in Konstanz ausleihen durften.
Durch die Vermittlung des Chef-Koordinators der Internationalen Bodenseewoche konnten wir die Feuerwehr Radolfzell gewinnen, uns mit dem Ölwehr-Boot die beiden Einbäume auf dem Wasserweg in den Konstanzer Hafen zu bringen.
Mit Unterstützung des Pfahlbauten-Informationszentrums des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart konnte der Experimentalarchäologe und Denkmalpfleger Frank Trommer mit seinem Team der Archäotechnik Trommer für die Einweisungen zur Einbaumherstellung gewonnen werden.
Vor Ort im Wald von Konstanz-Dettingen wurde der Holzstamm zur Bearbeitung vorbereitet. Vorlage war der 1928 gefundene Einbaum aus der Wasserburg Buchau, der sich auf die Jahre 1100 bis 800 v. Chr. zurückdatieren lässt.
Mit den Plänen und Zeichnungen des damals 5,30 m langen und 50 bis 60 cm breiten Einbaums wurden die Maße auf den neuen Holzstamm übertragen und anschließend die nicht benötigten Holzbereiche Stück für Stück abgetragen.
Der Forst Baden-Württemberg hatte uns aus dem Wald bei Konstanz-Dettingen eine Große Küstentanne, die ihr Lebensalter erreicht hatte, zur Verfügung gestellt, um daraus zwei Einbäume von ca. sechs Metern Länge herstellen zu können.
Am 22. März 2023 trafen
sich Mitglieder unseres Fördervereins Pfahlbau-Welterbestätte
Litzelstetten-Krähenhorn e.V., der Revierförster Michael Flöß und die Ausbilder
des Reviers, um mit den Forst-Azubis den 40 Meter hohen Baum zu fällen.
Auf Brusthöhe, gemessen vom Bodenbereich, hatte der schön gerade gewachsene Baum einen Durchmesser von rund 90 Zentimetern. Die beiden geschnittenen Sechs-Meter-Stücke hatten immer noch an den dünneren Enden einen Durchmesser von 80 bzw. 70 Zentimetern.
Mit der gesamten Veranstaltung wollten wir zur Vermittlung des UNESCO-Welterbes "Prähistorische Pfahbauten um die Alpen" beitragen. Eine der publikumswirksamen Aktivitäten sollte deshalb die Herstellung mindestens eines neuen Einbaums aus einem rohen Holzstamm sein.
Da wir uns grundsätzlich mit unseren Projekten regional orientieren wollen, haben wir bei den öffentlichen und privaten Forstverwaltung in unserer Umgebung angefragt, ob man uns ein oder zwei Holzstämme zur Herstellung eines Einbaums zur Verfügung stellen könne.
Sowohl die Forstverwaltung von Gut Bodman als auch der Forst Baden-Württemberg fanden sich direkt bereit, einen entsprechenden Holzstamm zu stiften. Mit dem ForstBW entstand daraufhin sehr schnell eine sehr erfolgreiche Zusammenarbiet mit dem Förster, den Ausbildern und den Azubis vom Bodanrück.