Die Serie Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen umfasst eine Auswahl von 111 der beinahe 1000 bekannten archäologischen Pfahlbaustationen in sechs Ländern um die Alpen (Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien und Slowenien). Die serielle Kandidatur setzt sich zusammen aus den Resten von prähistorischen Pfahlbausiedlungen aus der Zeit von 5000 bis 500 v.Chr., die sich unter Wasser, an See- und Flussufern sowie in Feuchtgebieten befinden. Die Pfahlbauten liefern aussergewöhnliche Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wie Holz, Textilien, pflanzliche Reste oder Knochen.
Dank dem ausserordentlichen Fundreichtum liefern die Pfahlbauten präzise und detaillierte Erkenntnisse der Welt der frühen Bauern Europas – deren Alltagsleben, Landwirtschaft, Viehzucht und technische Innovationen. Dank der ausserordentlich genauen Datierungsmöglichkeit der Reste hölzerner Architekturelemente, können vollständige prähistorische Dörfer und ihre räumliche Entwicklung über sehr lange Zeit verfolgt werden. Die Pfahlbauten stellen daher die besten archäologischen Quellen für prähistorische Siedlungen dar.
1854 entdeckte man in Obermeilen den ersten Pfahlbau und erkannte dessen Bedeutung. Die Entdeckung weiterer Pfahlbauten fand weltweite Beachtung. Im 19. Jahrhundert stellte man sich vor, dass die Pfahlbaudörfer auf Plattformen im See standen. Heute wissen wir, dass die Häuser an den Seeufern gebaut wurden.
Pfahlbauten aus urgeschichtlicher Zeit sind ein besonderes Phänomen der Alpenländer und von einzigartiger wissenschaftlicher Aussagekraft. An keinem anderen Ort der Welt kann die Entwicklung jungsteinzeitlicher und bronzezeitlicher Siedlungsgemeinschaften so detailliert erforscht werden; die vorzügliche Erhaltung dieser Bodenarchive erlauben vertiefte Einblicke in die Kulturen, Wirtschaftsweisen und Umweltentwicklung vom 5. bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. Die Erhaltung organischer Materialien bietet auch für die Umwelt- und Klimaforschung ein großes Forschungspotenzial.
(Quelle: Swiss Coordination Group UNESCO Palafittes, c/o Archäologie Schweit, Basel)
15 der insgesamt 111 Fundstätten befinden sich in Baden-Württemberg, davon alleine 3 in Konstanz. Die Fundstätte Litzelstetten-Krähenhorn ist eine der Konstanzer Pfahlbaustätten.